Religion Judentum
Jüdinnen und Juden
Weltweit gibt es etwa 14–15 Millionen Jüdinnen und Juden. Die meisten von ihnen, jeweils ungefähr 6 Millionen, leben in Israel und den USA. Große jüdische Gemeinschaften gibt es auch in Frankreich, Kanada, Großbritannien, Russland, Argentinien, Deutschland, Australien, Brasilien und Ungarn. Dort leben jeweils zwischen 100.000 und 500.000 Juden. In Deutschland gehören mehr als 100.000 Menschen einer jüdischen Gemeinde an.
Jüdisches Leben und Lebensentwürfe sind vielfältig. Dies zeigt sich im Leben einzelner wie auch in den Strukturen und Organisationen jüdischen Lebens.
Die wichtigsten Strömungen im Judentum sind das Liberale, das Konservative und das Orthodoxe Judentum. Für das Orthodoxe Judentum ist die Halacha – das jüdische Religionsgesetz – verbindlich. Wie sie ausgelegt und gelebt wird, unterscheidet sich in den einzelnen Strömungen, und selbst im Orthodoxen Judentum gibt es unterschiedliche Interpretationen. Das Liberale Judentum betont die ethischen Gebote sowie die grundsätzliche Gleichberechtigung von Frauen und Männern in allen Fragen der Religion.
Das Judentum ist eine Religion und zugleich ein Volk. Wichtig ist auch der Bezug zum Land Israel. Dies zeigt sich in den Gebeten und in den Pilgerfahrten, die im Laufe der Zeiten immer wieder nach Israel unternommen wurden. Auch lebten zu fast allen Zeiten Jüdinnen und Juden im Land. Eine besondere Bedeutung hat der Staat Israel. Er ist der einzige Staat mit einer jüdischen Identität. Vor dem Hintergrund der Erfahrung von Verfolgung bietet er allen Jüdinnen und Juden das Recht einzuwandern.
In Niedersachsen sind die jüdischen Gemeinden in zwei Landesverbänden organisiert. Dem Landesverband jüdischer Gemeinden gehören dreizehn Gemeinden mit etwa 7.000 Mitgliedern an. Die Gemeinden befinden sich unter anderem in Braunschweig, Hannover, Oldenburg und Osnabrück. Dem Landesverband israelitischer Kultusgemeinden gehören sieben Liberale jüdische Gemeinden an. Sie befinden sich unter anderen in Göttingen, Hameln, Hannover und Wolfsburg.
Tora
Ein Baum des Lebens ist sie für die, die sie ergreifen Sprüche 3,18
Das hebräische Wort Tora bedeutet ›Lehre‹ oder ›Weisung‹. Tora, das sind die fünf Bücher Moses. Sie wurden Moses gemäß traditioneller jüdischer Überlieferung auf dem Sinai von Gott gegeben. Die Tora ist in hebräischer Sprache geschrieben. Sie wird im Gottesdienst in jüdischen Gemeinden auf der ganzen Welt an jedem Schabbat gelesen.
Bis auf den heutigen Tag wird die Tora mit der Hand auf Pergament geschrieben. Sie ist mit einem Toramantel geschmückt und trägt Schmuck aus Silber wie zum Beispiel eine Krone und ein Brustschild. Die Tora wird im Toraschrein aufbewahrt, der oft künstlerisch verziert ist.
Inhalt der Tora ist die Erzählung von der Erschaffung der Welt, Geschichten von den Erfahrungen der ersten Menschen und der Entstehung des Volkes Israel. Von besonderer Bedeutung ist der Bund, den Gott mit den Israeliten nach der Befreiung aus Ägypten auf dem Sinai schloss. Teil dieses Bundes ist die Verpflichtung des Volkes Israel, die Gebote und Verbote zu beachten. Die Gebote sind vielfältig. So wird zum Beispiel geboten, den Fremden zu lieben, den Schabbat zu halten oder koscher zu essen. Die Gebote umfassen das ganze Leben. In ihnen steckt die Weisheit für ein gelingendes Leben, nicht allein des Einzelnen, sondern der Gemeinschaft. Darüber hinaus verbinden die Gebote Gott und Israel miteinander. »Sie verpflichten Ihn so gut wie uns« sagt Abraham Joshua Heschel, der jüdische Religionsphilosoph. In den Geboten kommt die Partnerschaft von Gott und Mensch zum Ausdruck: Wer ein Gebot erfüllt, ›wird zum Mitstreiter Gottes‹.
Die Auslegungen der Tora sind vielfältig. 70 Gesichter hat die Tora – jeder Vers könnte auf 70 verschiedene Weisen ausgelegt werden. In der Mitte dieser Säule sehen Sie eine Miniatur- Nachbildung einer Tora-Rolle.