» » Hinduismus

Religion Hinduismus

Hinduismus Foto: Patrice Kunte Im Zentrum des Sri Nava Sakthi Ganapathi Tempels in Hannover steht eine Statue des Gottes Ganesha
Hindus

Der Hinduismus gilt mit etwa 900 Millionen Anhängern als drittgrößte Weltreligion nach Christentum und Islam. Die meisten Hindus leben in Indien.

Nach Deutschland ist der traditionelle Hinduismus vor allem durch Migrantinnen und Migranten aus Sri Lanka gekommen. Daneben gibt es Hindus aus Indien und Afghanistan sowie eine ganze Reihe von Gruppen, die auf die missionarische Tätigkeit von Gurus (Lehrern) zurückgehen. Insgesamt leben vermutlich etwa 100.000 Hindus in Deutschland.

Hauptrichtungen des Hinduismus

Zur hinduistischen Religionsfamilie gehören Formen des Glaubens an einen Gott, des Glaubens an mehrere Götter und eine Form der Spiritualität, die ohne Gott auskommt. Hindus, die an einen oder mehrere Götter glauben, verehren in der Regel einen Gott als den höchsten oder sogar einzigen Gott, auf den alles zurückgeht.

Man kann drei Hauptrichtungen unterscheiden: Die einen verehren den Gott Vishnu oder eine seiner Verkörperungen (Avatare) wie Krishna oder Rama. Die anderen verehren Shiva, zu dem auch der Gott Ganesha mit dem Elefantenkopf gehört. Wieder andere verehren eine Göttin als höchste Gottheit in verschiedenen Personen wie Durga, Kali oder Parvati. Die Götterstatuen, die man in den Tempeln findet, sind nur Abbilder. Die Verehrung gilt den Göttern dahinter, deren Stellvertreter sie sind.

Ohne Gott kommt die Richtung des Advaita Vedanta aus. Hier wird die ursprüngliche Einheit des menschlichen Selbst (atman – vielfach mit ›Seele‹ übersetzt) mit dem unpersönlichen Weltgeist (brahman) vertreten.

Trotz dieser Unterschiede gibt es zwischen den beschriebenen Strömungen viele Gemeinsamkeiten, die es rechtfertigen, den Hinduismus als eine religiöse wie kulturelle und gesellschaftliche Einheit zu behandeln. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Lehre von der Wiedergeburt (Reinkarnation), die Praxis des Yoga und das Kastensystem.

Foto: Patrice Kunte Bevor die Zeremonie im hinduistischen Tempel beginnt, hat der Priester einige Vorbereitungen zu treffen
Reinkarnation und Karma

Nach hinduistischer Vorstellung gibt es in Mensch und Tier eine Seele (atman), die von einer Existenz zur nächsten wandert. Die Art der Wiedergeburt wird bestimmt durch das Karma, die Summe der guten und bösen Taten im vorhergehenden Leben. Die Seele ist von göttlicher Natur. Ihr Streben geht dahin, sich wieder mit dem Göttlichen (brahman) zu vereinen, von dem sie nur ein Teil ist. Das Göttliche kann entweder als Person oder unpersönlich gedacht werden. Diese Vereinigung bedeutet die Erlösung (moksha). Denn das Leben ist von Leid bestimmt, jede Wiedergeburt führt in eine neue leidvolle Existenz. Erlösung gibt es darum nur, wenn die Kette der Wiedergeburten durch Vereinigung der Einzelseele mit Gott oder mit dem Ganzen beendet wird.

Yoga Mit dem Begriff ›Yoga‹ werden verschiedene Wege bezeichnet, die zur Vereinigung mit dem Göttlichen führen. Eine grobe Einteilung ergibt drei verschiedene Yoga-Wege, wie Jnana-Yoga (Yoga der Erkenntnis), Karma-Yoga (Yoga der Tat) oder Bhakti- Yoga (Yoga der liebevollen Hingabe an die Gottheit). Entspannungsübungen, die hierzulande als Yoga bekannt sind, bilden nur einen kleinen Teil der indischen Yoga-Praxis.

Kastensystem

Ein besonderes Problem der vom Hinduismus geprägten indischen Gesellschaft stellt das hierarchische System der Kasten dar. Es umfasst vier Hauptgruppen und tausende von Untergruppen, die den Platz eines Menschen in der Gemeinschaft genau bestimmen und seine Freiheit beschränken. Laut Gesetz dürfte das Kastensystem in Indien keine Rolle mehr spielen. Tatsächlich wirkt es bis heute fort.

Das Standbild zeigt den Gott Ganesha. In der indischen Mythologie ist er ein Sohn des Gottes Shiva und seiner Frau Parvati. Er ist sehr beliebt in Indien und gilt als Gott der Weisheit und Beseitiger aller Hindernisse.