Islam Ferdi Yildirim
Wenn ich Frieden habe, kann ich auch Frieden ausstrahlen
Am Islam schätze ich besonders, dass ich mit ihm in jeder Lebenslage eine Antwort finde. Aus dem Glauben kann ich Kraft schöpfen, Seelenfrieden, Tiefgang. Das gibt mir Kraft, auch in den schwächsten Situationen. Der Islam erfüllt mein Leben mit Leben.
Ich bin in Hannover-Linden zur Grundschule gegangen, habe dann Abitur an der Tellkampf-Schule gemacht. Danach habe ich Jura studiert, an der Leibniz-Uni, und mein Referendariat gemacht, ebenfalls in Hannover. Seit zwei Wochen bin ich fertig, bin jetzt Volljurist.
Woran man erkennt, dass ich Muslim bin? Wahrscheinlich am Bart und an der Haut- und Haarfarbe. Sicher auch daran, dass ich fünf mal am Tag bete. Wenn ich unterwegs bin, sehen es die Leute ja.
Islam kommt von Salam, das bedeutet ›Frieden‹. Frieden für die Allgemeinheit und für mich als Individuum. Wenn ich Frieden habe, kann ich auch Frieden ausstrahlen. Davon nährt sich die Gesellschaft.
In Niedersachsen leben heißt für mich: zuhause sein, eine weltoffene Gesellschaft, gelebte Willkommenskultur. Mit Diskriminierung bin ich fast gar nicht konfrontiert worden. Ich fühle mich hier zuhause.
Wie ich’s mit den anderen Religionen halte? Ich mache sehr gern mit bei dieser Ausstellung und bin stolz darauf, dabei sein zu dürfen. Jesus und Moses sind für uns Propheten, die Mohammed vorangegangen sind. Wir schätzen sie genauso hoch, auch wenn wir glauben, dass Mohammed der letzte Prophet ist. Darin besteht eine Verbindung zu Judentum und Christentum.
Ich bin ehrenamtlich in einem Wohlfahrtsverband tätig, Shems heißt der, Sozialnetzwerk Europäischer Sufis mit vollem Namen. Wir helfen Flüchtlingen in Niedersachsen und darüber hinaus, übrigens völlig unabhängig von ihrer religiösen Zugehörigkeit. Wir machen da keinen Unterschied.
Wie ich zur Religion gekommen bin? Ich bin als Kind islamisch erzogen worden. Später habe ich mich entschieden, diese Religion zu behalten, und habe sie verinnerlicht. Darüber bin ich sehr froh.
Mein Lieblingsessen? Das ist jetzt nichts, was du von jemandem mit türkischem Hintergrund vielleicht erwarten würdest: Spaghetti! Das esse ich fast jeden zweiten Tag. Ich liebe es!
In meiner Freizeit spiele ich gern Fußball. Ich war zwanzig Jahre im Verein, bin auch oft zu den Heimspielen von 96 gegangen. So richtig zum Spielen komme ich heute nicht mehr. Aber so ein bisschen Kicken, das machen wir immer noch.
Was ich mir wünsche? Angesichts der weltpolitischen Lage vor allem Frieden. Dass diejenigen, die den Namen des Islams in den Dreck ziehen, damit aufhören. Dass die Islamophobie aufhört. Und in Niedersachsen ganz aktuell: dass der Islam den Status einer Religionsgemeinschaft erhält, im Sinne des Grundgesetzes.